Gewalt in der Kita erkennen und verhindern: Was Kinder wirklich brauchen
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Gewalt in der Kita: Wenn der Schutzraum zur Belastung wird
Kindertageseinrichtungen sollen sichere Orte sein. Orte, an denen Kinder spielen, wachsen, sich ausprobieren und Geborgenheit erfahren. Umso schockierender ist es, wenn Berichte über Gewalt in der Kita auftauchen. Die große Frage lautet: Wie kann das passieren – und wie lässt es sich verhindern?
Gewalt in der Kita geschieht nicht nur in Schlagzeilen. Sie kann laut oder leise sein, körperlich oder psychisch, einmalig oder strukturell. Oft bleibt sie unentdeckt – oder wird nicht ernst genommen. Dabei hat jedes Kind ein Recht auf Schutz, Würde und Respekt, unabhängig von Alter, Verhalten oder Herkunft.
Was zählt eigentlich als Gewalt in der Kita?
Viele denken bei Gewalt an körperliche Übergriffe. Doch Gewalt hat viele Gesichter – und beginnt oft dort, wo Erwachsene ihre Macht unreflektiert einsetzen:
✋ Körperliche Gewalt: Grobes Anfassen, Schubsen, Festhalten, Zwingen zum Essen oder zur Sauberkeit.
🗣️ Seelische Gewalt: Anschreien, Demütigen, Ignorieren, Vergleichen oder Beschämen.
🚪 Strukturelle Gewalt: Fehlende Zeit, Überforderung, schlechte Betreuungsschlüssel oder rigide Abläufe, die den Bedürfnissen der Kinder widersprechen.
Manche dieser Verhaltensweisen passieren ungewollt – im Stress, aus Hilflosigkeit oder durch veraltete Haltungen. Aber sie hinterlassen Spuren, gerade bei jungen Kindern, die sich nicht wehren oder mitteilen können.
Warum es uns alle etwas angeht
Ob Elternteil, Leitung, Fachkraft oder Träger: Gewaltprävention ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es geht nicht um Schuld, sondern um Verantwortung. Um das Bewusstsein, dass jedes Verhalten – jede Reaktion – auf Kinder wirkt. Und dass echte Beziehung immer achtsames Hinschauen braucht.
Fachkräfte arbeiten oft am Limit. Fehlende Pausen, Lärm, hohe Anforderungen – all das erhöht das Risiko, in ungesunde Muster zu rutschen. Umso wichtiger ist eine Kultur der Offenheit, Supervision, Fortbildung und Reflexion im Team.
Was Kinder in der Kita wirklich brauchen
👂 Gesehen werden: Jedes Kind möchte ernst genommen werden – mit seinen Gefühlen, Wünschen und Grenzen.
🤝 Verlässliche Beziehungen: Beziehung kommt vor Bildung. Vertrauen wächst nicht durch Programme, sondern durch echtes Interesse.
🔄 Partizipation: Kinder sollten mitentscheiden dürfen – in kleinen Dingen. Ob beim Essen, Spielen oder Wickeln: Mitbestimmung schützt.
🌱 Fehlerfreundlichkeit: Auch Erwachsene dürfen Fehler machen – wichtig ist, dass sie daraus lernen.
Gewalt vorbeugen: Was Kitas konkret tun können
📚 Schutzkonzepte etablieren: Klare Regeln, Beschwerdewege und Fortbildungen gehören zur pädagogischen Grundausstattung.
🧠 Emotionale Selbstfürsorge im Team fördern: Wer gut für sich sorgt, kann besser für andere da sein.
💬 Offene Kommunikation mit Eltern pflegen: Sorgen teilen, Transparenz schaffen – auf Augenhöhe.
👁️ Hinsehen statt Wegsehen: Auch bei Kolleg:innen. Kinder brauchen mutige Erwachsene, die Verantwortung übernehmen.
Fazit: Eine Kita ohne Gewalt ist möglich – wenn wir gemeinsam hinschauen
Kitas können der schönste Ort für Kinder sein – oder ein Ort, der Spuren hinterlässt. Ob sie Schutzraum oder Stressraum werden, hängt maßgeblich von den Menschen ab, die in ihnen arbeiten. Es braucht Empathie, Strukturen – und die Bereitschaft, eigene Muster zu hinterfragen.
Denn am Ende geht es um nichts weniger als das: das Recht jedes Kindes auf eine Kindheit in Würde.